Wie das Schreiben von Morgenseiten Christen helfen kann, eine tiefere Beziehung zu Jesus aufzubauen (und gleichzeitig geistlich zu wachsen)

Das Schreiben von Morgenseiten ist eine effektive Methode, die dir helfen kann, deine Beziehung zu Gott zu vertiefen.

In diesem Text schauen wir uns an, wie die Morgenseiten-Methode als tägliches Ritual dazu beiträgt, deinen Geist auf Gott auszurichten und in einen innigen Dialog mit Ihm zu treten. Das stärkt dich für den ganzen Tag und du wirst merken: Es fällt dir leichter, deinen (All-) Tag mit Ihm zu teilen.

Du wirst Tipps finden, um das Morgenseiten-Schreiben in deine persönliche Morgenroutine zu integrieren, die vielfältigen Vorteile für dein geistliches Leben kennenlernen und konkrete Bezüge zur Bibel fehlen auch nicht.

Definition der Morgenseiten und kurze Erklärung ihrer Herkunft

Morgenseiten (engl.: Morning Pages) sind eine Schreibübung, die ursprünglich von der Autorin Julia Cameron in ihrem Buch "Der Weg des Künstlers" (engl.: The Artists Way) vorgestellt wurde.

Im "Original" besteht diese Übung aus drei handgeschriebenen Din A4-Seiten, die im Idealfall jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen geschrieben werden sollen.

Cameron hat diese Übung entwickelt, weil sie überzeugt ist, dass das Schreiben am frühen Morgen hilft, den "inneren Kritiker" zu umgehen und die natürliche Kreativität freizusetzen. Sie wollte Menschen helfen, die kreative Arbeit leisten und es ihnen leichter machen, die "Sperren" zu überwinden, die uns unser bewusster Verstand so oft in den Weg stellt.

Wie man Morgenseiten schreibt

Für den größtmöglichen Nutzen solltest du folgende Regeln kennen:

- Du schreibst mit der Hand

- Du schreibst regelmäßig (am besten jeden Tag)

- Du schreibst gleich nach dem Aufstehen

- Du legst die Anzahl der Seiten fest, die du schreiben willst

Diese Regeln haben einen Sinn. Du kannst davon abweichen, solltest es aber nach Möglichkeit nicht tun. Setze alles daran, diese Regeln einzuhalten. 

Die Reihenfolge habe ich bewusst so gewählt. Sie beruht auf meiner eigenen Erfahrung: Das Wichtigste steht oben (wobei auch der vierte Punkt noch bedeutungsvoll ist).

Was Morgenseiten bringen

Sinn und Zweck der Morgenseiten ist es, einen Platz für unzensierte Gedanken und Gefühle zu schaffen. Du sollst dich beim Schreiben nicht um Grammatik oder Stil kümmern müssen. Du musst an keinen Menschen denken und was er wohl von Dir halten wird, denn du schreibst nur für dich.

Im Prinzip geht es beim morgendlichen Schreiben darum, den Geist zu klären und zu befreien. Du kannst loslassen und schaffst so den Raum für neue Ideen und Erkenntnisse. So gesehen sind die Morgenseiten ein Werkzeug, das du ganz gezielt für deine (geistliche) Entwicklung nutzen kannst.

Warum Christen Morgenseiten schreiben (sollten)

Vielleicht kennst du das auch: Ich erlebe meine Beziehung zu Gott als Auf und Ab.

Es gibt Zeiten, da fühle ich mich Ihm sehr verbunden. Ich spüre Seine Gegenwart und Seine Präsenz in meinem Leben intensiv und deutlich. Während dieser Zeiten denke ich oft an Ihn, spreche ständig mit Ihm und meine Tage sind erfüllt von dieser engen Beziehung zu Jesus.

Doch es gibt auch andere Zeiten.

In diesen Zeiten fühle ich mich Ihm nicht so nahe. Klar, Er ist da, das weiß ich, aber ich spüre es nicht, sondern muss mich immer wieder bewusst daran erinnern. Während dieser Zeiten denke ich nicht so oft an Ihn, spreche meist mit mir selbst und meine Tage sind von allen möglichen Dingen angefüllt, aber nicht von meiner Beziehung zum Herrn.

Kennst du diese "trockenen" Zeiten?

Wenn’s mal wieder so weit ist, dass ich Gott in meinem Alltag aus den Augen verliere, dann liegt es mehrheitlich daran, dass ich schon einige Tage morgens "etwas anderes" gemacht habe: Ich habe mich nicht zuerst Jesus zugewandt.

Mit anderen Worten:

Um die Beziehung mit Jesus zu stärken, verbringe ich die erste Zeit des Tages mit Ihm.

Morgenseiten eignen sich dafür ganz ausgezeichnet.

Doch das ist nicht alles. Sie können "nebenbei" noch sehr viel mehr für dich tun:

Besondere Vorteile für Christen

Christen können Morgenseiten auf vielfältige Weise nutzen und dabei viel Gutes erleben:

1. Beten vertiefen: Morgenseiten schreiben kann wie ein schriftliches Gebet sein, um besser Gedanken und Gefühle auszudrücken und auf Gott zu hören.

2. Über die Bibel nachdenken: Du kannst Morgenseiten verwenden, um über Bibelverse oder Themen nachzudenken und sie in deinem Leben umzusetzen.

3. Sünden bekennen: Morgenseiten bieten einen sicheren Platz, um Sünden zuzugeben, Vergebung zu suchen und Gottes Gnade zu bekommen.

4. Dankbar sein: Nutze Morgenseiten, um jeden Tag für Gottes Segen dankbar zu sein und eine dankbare Einstellung zu entwickeln.

5. Klar denken: Wenn du deine Gedanken aufschreibst, kannst du klarer denken und Entscheidungen treffen, die Gott gefallen.

6. Stress abbauen: Morgenseiten schreiben kann helfen, Ängste und Sorgen loszulassen und sie Gott anzuvertrauen.

7. Erlebnisse festhalten: Schreibe deine Beziehung zu Gott und die Erfahrungen, die du mit Ihm gemacht hast. Das kann dich in schwierigen Zeiten ermutigen oder andere inspirieren.

Du selbst bestimmst, wie du die Morgenseiten nutzen möchtest. Mal setzt du den einen Schwerpunkt und mal den anderen.

Wichtig ist: Sieh deine morgendliche Übung als Dialog mit Jesus. Lass dich beim Schreiben treiben, aber richte deinen Blick immer wieder auf Ihn aus.

Biblische Bezüge, die uns helfen können

Du fragst dich vielleicht, wie eine Schreibübung für Künstler und Kreative dir als Christ helfen kann, deine Beziehung zu Jesus zu vertiefen.

Die Antwort ist einfach: Morgenseiten schreiben hilft dir, täglich an Gott zu denken und durch das Schreiben mit Ihm in Kontakt zu treten. Und das gleich am (frühen) Morgen. Einen besseren Start in den Tag kann es nicht geben :)

Vielleicht fragst du dich aber auch: Was sagt die Bibel zu dieser Idee?

Nun, ich denke, sie steht dieser "Methode" grundsätzlich positiv gegenüber. Einige Stellen, die meine Vermutung belegen, habe ich dir hier zusammengesucht:

Schreiben als Aufzeichnung

In der Offenbarung (Buch der Bibel) begegnet Johannes seinem Herrn Jesus und fällt vor Schreck wie tot vor dessen Füße nieder. Jesus berührt und beruhigt ihn: "Du brauchst dich nicht zu fürchten!"

Gleich danach – Johannes ist offenbar wieder in der Verfassung, konzentriert zuzuhören – fordert Jesus ihn auf, alles aufzuschreiben, was er gleich erfahren wird.

Ich meine, diese Aufforderung dürfen wir auch auf uns selbst beziehen. Die Morgenseiten sind kein Monolog, auch wenn du permanent schreibst. Sei offen und horche, du wirst Seine Stimme hören. Du wirst Gedanken aufschreiben, die"neu" sind und die dich weiterbringen. (Offenbarung 1, 19)

Selbstreflexion (durch Schreiben)

Schreiben hilft uns beim Nachdenken. Und weil Selbstreflexion das Nachdenken über sich selbst ist, hilft es uns auch dabei. Wenn du mir nicht glaubst oder es bisher nicht selbst erlebt hast, dann probiere es aus.

Die Bibel fordert uns an vielen Stellen auf, uns selbst zu prüfen: unsere Motive, unseren Lebenswandel, unseren Glauben usw.

Als Beispiel nehme ich nur einmal Galater 6,4. Hier fordert der Apostel Paulus uns auf, uns selbst persönlich vor Gott zu prüfen, anstatt durch Vergleiche mit anderen in falscher Zuversicht zu leben.

Nachdenken über das Wort Gottes

Wenn dich dieser Gedanke anspricht und du überlegst: "Wie kann ich mehr oder besser über das Wort Gottes nachsinnen?", dann habe ich eine gute Nachricht für dich:

Die Bibel sagt: "Du darfst dich glücklich preisen!"

Das Morgenjournal ist eine ganz hervorragende Möglichkeit, über das nachzudenken, was Gott uns in der Bibel sagt. Im stillen Gespräch mit dem Herrn hältst du mit dem Stift fest, was dir in den Sinn kommt. (Psalm 1, 2)

Schreiben als Erinnerung

Etwas aufzuschreiben hilft, sich später daran zu erinnern. (5. Mose 6, 9)

Im 5. Buch Mose fordert Gott selbst die Israeliten auf, sich seine Worte aufs Herz zu schreiben, d. h. zu verinnerlichen. Dazu sollen sie diese Worte u. a. auf die Pfosten ihrer Häuser und an ihre Tore schreiben. Damit haben die Israeliten sie immer vor Augen und erinnern sich.

Die Morgenseiten werden dir helfen, sich an Seine Worte zu erinnern.

Die Praxis: Wie ich selbst meine Morgenseiten schreibe

Ich persönlich schreibe (mit Unterbrechungen) seit ungefähr sieben Jahren regelmäßig Morgenseiten.

Ich habe Julia Camerons Buch "The Artists Way" 2016 bei einem Urlaub in Los Angeles entdeckt. Die Idee mit dem morgendlichen Schreiben hat mich sofort angesprochen, das ist genau mein Ding. Heute gibt es nur wenige Tage, die ich nicht mit dieser Übung beginne.

Hier ist mein Weg, wie ich das Morgenjournal schreibe:

Mein Morgenjournal besteht aus einer Seite

Ja, du hast richtig gelesen: Ich schreibe keine Morgenseiten, meine “Seiten“ bestehen aus genau einer DinA4-Seite.

Meist nehme ich die Rückseite von Fehldrucken oder Sachen, die ich einmal ausgedruckt hatte und nicht mehr benötige. Mit anderen Worten: Die Seiten sind weiß, ohne Linien oder Ähnliches.

So unbeschrieben und ohne Prägung wie meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt des Tages.

Meine Morgenseite ist das Erste, was ich am Tag tue

Zugegeben, zunächst mache ich mir einen Kaffee.

Aber schon während der Kaffee läuft, lege ich mir die drei Sachen zurecht, die ich gleich nutzen werde:

  • mehrere weiße Seiten (eine zum Schreiben, die anderen als Unterlagen)

  • meinen Lieblingskugelschreiber (ein Geschenk meiner Kinder vor einigen Jahren)

  • eine Kerze (ich liebe es, beim Schreiben eine Kerze leuchten zu lassen)

Der erste Satz ist immer derselbe

Für mich ist das wie ein Ritual, das mich in das Journaling (so kann man diese Art des Schreibens auch nennen) hineinführt: Ich schreibe immer denselben Satz:

Guten Morgen lieber Vater, Jesus und Heiliger Geist.

Diese Worte stehen auf jeder meiner Morgenseite der letzten Jahre.

Ach ja, ganz oben auf die Seite schreibe ich das aktuelle Datum (warum das wichtig ist, darauf kommen wir noch …)

Das Schreiben des Morgenournals

Wenn ich mit dem Schreiben beginne, ist es früher Morgen und ich bin gerade eben erst aufgestanden. Der Kopf ist frei.

Meistens kann ich nach der Begrüßung sofort weiterschreiben, weil ich für etwas danken möchte: den guten Schlaf, eine schöne Begebenheit vom vorherigen Tag oder auch einfach dafür, dass Er da ist.

Und dann schreibe ich einfach weiter mit dem, was mir in den Sinn kommt und was mir auf dem Herzen liegt. Hier gibt es kein festes Schema und keine Reihenfolge.

Eines allerdings ist an dieser Stelle essenziell:

Ich sehe mein Schreiben als einen Dialog mit dem Herrn.

Dieser Dialog ist mehr als ein Brief, denn das wäre ein Monolog. In einem Brief habe ich zwar mein Gegenüber vor Augen, aber nur ich rede (genauer gesagt: schreibe).

Die Morgenseiten sind für mich eine Art schriftliches Gebet.

Ich habe beim Schreiben mein Gegenüber vor Augen, doch ich schreibe nicht an ihn, sondern mit Ihm. So wie ich beim Beten nicht zu Ihm rede, sondern mit Ihm.

Ich weiß, dass Er meine Gedanken kennt und mir dennoch "zuhört". Und Er antwortet und reagiert, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Manchmal bekomme ich fast augenblicklich Antworten. Es passiert, dass mich der nächste Satz, den ich selbst schreibe, erstaunt und überrascht, weil er Antwort enthält oder eine Richtung vorgibt.

Das Ganze ist schwer zu beschreiben. Probiere es selbst aus und wenn du es erlebst, dann weißt du genau, was ich meine :)

Was mache ich, wenn ich beim Schreiben "hänge"

Gar nichts.

Wenn du die Morgenseiten so praktizierst, wie ich es dir in diesem Artikel empfehle, dann fühlen sie sich an wie das Gespräch mit einem engen Freund oder einer engen Freundin: Es gibt keine "peinlichen" Gesprächspausen.

Wenn also eine Pause eintritt und du nicht weißt, was du als Nächstes schreiben sollst, dann halte einfach kurz inne, stell dir Jesus vor, wie er vor dir sitzt und dich anlächelt und dann schreibe genau das, was du ihm jetzt auch sagen würdest.

So einfach ist das? Ja, so einfach kann es sein.

Das Beenden der Morgenseite

Nicht selten bin ich so vertieft ins Schreiben, dass ich das Ende der leeren Seite erreiche und mit dem Schreiben nicht fertig bin.

Dann heißt es abschätzen: Spüre ich, dass ich noch soviel auf dem Herzen habe, dass ich eine zweite Seite beginnen möchte (und lässt meine Zeit es zu)?

Oder komme ich jetzt relativ zügig zum Ende und quetsche die letzen Worte noch auf die Rückseite (die bei mir immer bedruckt ist)?

Meist wähle ich die zweite Alternative, weil ich noch Zeit haben möchte fürs Bibellesen. Aber niemals verpasse ich, das Journal vernünftig abzuschließen und mit einem "Amen" einen guten Schlusspunkt zu setzen.

Im Gespräch würden wir auch nicht einfach so weggehen und unser Gegenüber stehen lassen, oder?

Nach dem Schreiben

Nach dem Schreiben falte ich die beschriebene Seite und bewahre sie in greifbarer Nähe auf.

Früher habe ich fertige Morgenseiten in einen Ordner geheftet, aber dann geht viel Segen verloren. Meine Erfahrung ist, dass man dort niemals mehr hineinschaut, geschweige denn etwas mit den "alten" Journalen anfängt.

Dabei fängt damit der Spaß erst richtig an :)

Eine Woche später

Eine Woche später hole ich mir die Morgenseite wieder hervor (das ist inzwischen Teil meiner abendlichen Routine).

"Interessant. Das hast du vor einer Woche geschrieben?!? Komisch, was seitdem passiert ist …" So geht es mir manchmal. Oft aber auch nicht. Entscheidend ist etwas anderes:

Jetzt tippe ich mein Geschreibsel in den Computer. Dafür nutze ich Tana, es gibt aber viele andere Möglichkeiten. Wichtig ist nur, dass du die Möglichkeit hast, deine getippten Texte mit Schlagwörtern zu markieren oder zu taggen.

Ein Beispiel:

In vielen meiner Morgenjournale schreibe ich Bitten an Gott. Beim Abtippen markiere ich diese Bitten als #Gebet und wenn ich später eine Abfrage nach diesem Schlagwort "Gebet" macht, dann bekomme ich sie allesamt fein säuberlich als Liste präsentiert: nicht meinen ganzen Text, sondern nur diese als "Gebet" markierten Bereiche.

Das ist sehr erhellend!

Ich kann dir nicht sagen, wie oft ich schon ein weiteres Schlagwort für diesen Bereich setzen durfte: #Gebetserhörung. Nicht unbedingt nach einer Woche, aber oftmals nach mehreren Wochen, manchmal Monaten.

Und ich muss gestehen: So manche Bitte, die ich geäußert hatte, hat zwischenzeitlich sämtliche Relevanz und Dringlichkeit verloren.

Resümee

Also, Morgenseiten zu schreiben ist eine tolle Methode, die dir hilft, deine Beziehung zu Jesus zu verbessern und geistig zu wachsen.

Lass dich nicht von Zweifeln oder Unsicherheiten abhalten.

Wage den ersten Schritt und beginne gleich morgen früh mit dem Schreiben deiner Morgenseiten.

Du wirst staunen, wie viel näher du mit dieser Übung Jesus kommen kannst. Gib dir die Chance, dein geistliches Leben zu verbessern – du hast nichts zu verlieren und viel Gutes zu gewinnen.

Was meinst du zur Morgenseiten-Methode? Ist sie etwas, dass du ausprobieren möchtest? Oder hast du schon Erfahrungen mit dem Schreiben von Morgenseiten gemacht? Lass es mich wissen, ich freue mich auf deine E-Mail 🙂