Wie gewonnen, so zerronnen

So manch einer will hoch hinaus und vergisst auf dem Weg zur Spitze, was Größe wirklich ausmacht. Das Reich Gottes hat andere Maßstäbe als die Welt und wir tun gut daran, uns immer wieder an Jesus auszurichten …

Es war einmal ein Mann, der musste mit einem sehr bescheidenen Job vorlieb nehmen: Er ist Laufbursche in der Poststelle eines großen Konzerns.

Im ganzen Unternehmen gibt es niemanden, der niedriger ist als er selbst.

Sein Arbeitsplatz befindet sich im Keller des Wolkenkratzers, in dem die Firma ihren Hauptsitz hat. Ein eigenes Büro hat er nicht, schließlich ist es sein Job, Post von A nach B zu bringen.

Eines Tages, er eilt gerade durch den langen Flur im Keller, entdeckt er einen Käfer, der hastig über den Betonboden krabbelt. „Ha“, denkt er, „ich habe vielleicht den niedrigsten Job in der Firma, aber hier ist jemand, der ist noch niedriger als ich.“

Und er hebt den Fuß, um den Käfer zu zertreten.

„Halt, verschone mich!“ hört er plötzlich eine Stimme. Erstaunt stellt er fest, dass der Käfer spricht! „Wenn du mich verschonst, werde ich dir deine sehnlichsten Wünsche erfüllen!“

„Naja“, denkt unser Bursche, „das ist allemal einen Versuch wert.“ Und er wünscht sich, kein Laufbursche mehr zu sein, sondern eine Etage höher befördert zu werden.

ZACK …

Er findet sich im Erdgeschoss wieder. Sein Arbeitsplatz ist jetzt die Rezeption, ein sonniger, luftiger Raum mit vielen Fenstern. „Klasse“, denkt er, „hier kann ich es aushalten!“ Zufrieden lehnt er sich in seinem Rezeptionisten-Sessel nach hinten und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.

Am nächsten Tag beobachtet er , wie ein junge Frau den Fahrstuhl in den ersten Stock nimmt. „Hmm, im ersten Stock verdient man bestimmt mehr als im Erdgeschoss … da will ich auch hin!“

SCHWUPPS …

Er findet sich im ersten Stock wieder. Er ist jetzt Sachbearbeiter und arbeitet an einem schicken Computer. Doch sein Ehrgeiz ist geweckt und so kommt es, dass er bereits kurze Zeit später …

BANG …

… im zweiten Stock sitzt.

Und dann im dritten, zehnten, fünfzigsten und schließlich im siebzigsten Stock. Das oberste Stockwerk des riesigen Gebäudes. Er hat es erreicht, er ist ganz oben in der Hierarchie angelangt. Er ist jetzt Generaldirektor.

Eines Tages, er sitzt gerade im Whirlpool und genießt den fantastischen Blick über die Stadt, da entdeckt er eine kleine Treppe, die sich in einer Ecke des Raums nach oben schraubt. Nach oben? Gibt es noch ein weiteres Stockwerk? Neugierig steigt er die Treppe empor. Oben stößt er auf eine Tür …

Vorsichtig öffnet er sie. Jetzt befindet er sich auf dem Dach des Gebäudes. Erleichtert lacht er auf: Er ist wirklich ganz oben. Er ist der Höchste, der Größte. Niemand ist über ihm.

Er will sich gerade wieder auf den Weg zur Treppe machen, da sieht er ein Mädchen auf dem Dach sitzen. Mit geschlossenen Augen hockt dieses gefährlich nahe am Rand des Gebäudes auf einer Mauer und scheint ganz in sich versunken.

„Was machst du hier?“ fragt unser Generaldirektor.

„Ich bete.“

„Zu wem?“

Das Mädchen zeigt mit dem Finger nach oben: „Zu Gott.“

Zu Gott? Unser Held bekommt Panik. Gibt es doch noch eine Etage über ihm? Er schaut nach oben. Zu sehen ist nichts, er kann auch keine Treppe oder Leiter erkennen, nur Wolken.

Erschüttert schaut er das Mädchen an: „Meinst du, dass da jemand über mir ist? Jemand, der größer ist als ich?“

„Ja.“

Der Direktor eilt in sein Büro und ruft den Käfer herbei: „Mach mich zu Gott! Setze mich in die Position, die nur Gott einnehmen würde, wenn er hier auf der Erde wäre!“

Breitbeinig steht er auf dem flauschigen Teppich, als …

BOING …

die Bitte gewährt wird.

Schon am nächsten Tag beginnt der Ex-Generaldirektor seine neue Stelle als Laufbursche ganz unten im Keller in der Postabteilung.

Sein Job ist es, anderen zu dienen und ihnen zu helfen, bei ihrer Arbeit erfolgreich zu sein.

Der Jesus-Journalist ✍️

Basiert auf der Fabel „Ehrgeiz und Demut“ auf Sermons.com

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