Dem Vater von der Hand laufen
Gebetsleben von Thorsten Wader - Teil 3: Mit Jesus sprechen ist für seine Nachfolger so wichtig wie das Atmen. Manche sagen gar, Beten ist das Atemholen der Seele. Doch wie wir beten, das kann sehr unterschiedlich sein …
Teil 1 dieser kleinen Reihe findest du hier: Wer betet, ist nicht tot. Und Teil 2 hier: Halt mich für bekloppt.
Gestern habe ich erzählt, wie Jesus mir beigebracht hat, mit ihm zu reden, ohne dass ich mit immer schlechtem Gewissen all die frommen Traditionen benutze, die ich in meiner Kindheit und Jugend gelernt habe.
Jesus hat meine Not gesehen und hat selbst dafür gesorgt, dass unsere Beziehung so geworden ist, wie sie geworden ist. Nun könnte ich sagen: „Jaaa, da hat der Paulus doch geschrieben: ‚Betet ohne Unterlass, ohne Pause‘ (1. Thessalonicher 5,17). Und genau das mache ich ja! Schau doch, was für ein toller Christ ich bin! Da hat Gott aber echt Glück gehabt, dass er gerade mich zum Pastor gemacht hat!“
Aber du hast ja gehört, dass dieses Reden mit Jesus gar nicht aus mir heraus kam.
Es waren nicht meine frommen Bemühungen, die mich zum dauernden Reden mit Jesus gebracht haben. Es war meine Unfähigkeit zu beten.
Das bedeutet: der einzige Erfolg, den ich in meinen frommen Bemühungen hatte, war: Ich bin erfolgreich gescheitert.
Ich wäre nicht ein Mensch, wenn es immer so einfach wäre.
Es gibt einige Kommunikationslöcher. Das liegt an mir. Mein Blick wendet sich auf andere Dinge. Meine Lebensthemen sind Nächstenliebe und Gerechtigkeit. Und wenn ich sehe, wie Menschen sich Böses tun oder Ungerechtigkeit sich ausbreitet, macht mir das seelische Schmerzen. Ich blicke auf meine Sorgen und Schmerzen, auf meinen Kummer, auf meine Arbeit.
Gestern machte ich einen Spaziergang. Ein kleines Mädchen – keinen halben Meter groß – war auch mit ihrem Opa unterwegs. Man merkte, wie stolz sie war, dass sie schon so schnell laufen kann. Aber dann blieb sie stehen. Irgendetwas am Wegesrand hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie zeigte darauf und fing an zu erzählen. Der Opa hatte das sehr wohl mitbekommen, ging aber weiter. Das Mädchen war gefesselt von den Dingen am Wegesrand. Erst als ich auf ihrer Höhe war und sie aus ihrer Beschaulichkeit aufschreckte, merkte sie, dass Opa schon weit weg war. Da lief sie schnell zu ihm. Er bückte sich, breitete die Arme aus und sie sprang in seine Arme. Was ein Segen: Opa ist noch da!
Wie diesem Kind geht es mir in meiner Beziehung zu Jesus.
Manchmal bricht der Kontakt ab. Ich bin ihm so ein bisschen unbemerkt von der Hand gelaufen. Aber Jesus ist nicht weg. Ich habe mich nur ablenken lassen. Ich stehe oft am Wegesrand, während Jesus weitergeht. Dann zeige ich hierhin und dorthin und mache wie ein Kleinkind. „Da! Da!“
Wenn ich in meiner Eigenschaft als Pastor öffentlich beten muss, dann weiß ich natürlich, wie das geht. Ich kann wunderbare, fromme Gebete sprechen. Sie klingen so wunderbar, frei und spontan formuliert! Sind sie aber meistens nicht.
Wenn ich den Gottesdienst leite, dann bereite ich die Gebete sehr genau am Schreibtisch vor. Denn ich spreche sie mit Jesus ab. Und wenn wir in einer Gebetsgemeinschaft sind, dann frage ich vorher Jesus, was ich beten soll, bevor ich den Mund aufmache. Da klingen die Gebete manchmal sehr holprig. Denn es ist schwierig, mit dem inneren Ohr auf Jesus zu hören und gleichzeitig den Mund sinnvoll auf- und zuzumachen.
Donnerstags ist unsere Gemeinde-Gebetsstunde. Wir sind meist zu dritt. Es ist ein unglaublich intensives Erlebnis. Mit den Glaubensgeschwistern zu reden, mit Jesus zu reden. Zu hören, wie Jesus durch die Geschwister spricht. Am Ende der Stunde bin ich relativ high. Das ist wunderbar.
Ich finde Jörgs Idee, sein Gebet genau zu planen, damit er Jesus ähnlicher wird, großartig. Das passt wunderbar zu seiner Persönlichkeit und zu seiner Lebensgeschichte. Bei mir musste das anders gehen. Ich hatte ein „Gebets-Behinderung“ und Jesus hat sie auf seine Weise geheilt.
Auf welche Weise kommunizierst du mit Gott, Jesus, dem Heiligen Geist?
Liebe Grüße von Thorsten „Ich war’s nicht – Jesus war’s“ Wader