Der Eisenbahnbaron, der den Zug der Zeit verpennt
Was ist das Geschäft der Gemeinde? Jesus gibt uns einen deutlichen Hinweis auf unsere Identität und damit unseren Job: Wir sollen uns um Menschen kümmern, die IHN nicht kennen. Dann sind wir im Menschenfischer-Geschäft und ahmen unseren Meister nach: Jesus als Menschenfischer
Wer schon einmal einen Western gesehen hat, der weiß, dass die Eisenbahn einen enormen Einfluss auf die Entwicklung des amerikanischen Westens hatte.
Tatsächlich gedieh die Eisenbahn so prachtvoll, dass es im späten 19. Jahrhundert keinen Wirtschaftszweig gab, der es mit der finanziellen oder politischen Dominanz der Eisenbahn-Gesellschaften aufnehmen konnte. Ihr Schienennetz durchzog das ganze Land wie ein gewaltiges Spinnennetz und ihre Züge beherrschten das Transportwesen der USA.
Dann kommt das Automobil …
Die Eisenbahnbarone pennen. Tatenlos sehen sie zu, wie diese neue Erfindung ihre Vormachtstellung erst untergräbt und später übernimmt. Sie lassen sich buchstäblich die Butter vom Brot nehmen. Heute ist von der ehemals unbezwingbar scheinenden Macht der Eisenbahn nicht mehr viel geblieben …
Wie konnte es dazu kommen?
Einhellige Meinung ist, dass die Ignoranz oder – um es freundlicher auszudrücken – die Unwissenheit der verantwortlichen Männer in den Chefetagen der ursächliche Grund für diesen Niedergang ist.
Sie dachten, sie sind im Eisenbahn-Geschäft tätig. Doch das stimmt nicht. Tatsächlich sind sie im Transport-Geschäft. Das Ziel der Eisenbahn ist nicht, Züge durch die Gegen zu fahren. Das Ziel ist, Menschen und Güter von A nach B zu transportieren.
Weil sie das nicht wußten, ging die Zeit an ihnen vorbei und die Automobil-Konzerne nahmen ihnen das Heft aus der Hand.
Dieses Beispiel ist kein Einzelfall.
Ähnlich erging es etwa der Schweizer Uhrenindustrie. Es gab eine Zeit, da dachten die Menschen bei dem Wort „Uhr“ automatisch an die Schweiz. Heute ist das nur noch bei Ricola der Fall.
Die Schweizer kontrollierten 90 % des weltweiten Uhren-Umsatzes, denn sie stellten die präzisesten Zahnräder und Federn und Uhren der Welt her. Ihre Uhren waren perfekt.
Dann kommt das Quarzwerk mit LCD-Anzeige …
Weißt du, wer’s erfunden hat? Ein Schweizer. Nur spielt das leider keine Rolle: Seine Landsleute wollten diese Uhr nicht bauen, denn sie hat keine Zahnräder, Federn oder Zeiger.
Ihr Denkfehler ist dir jetzt klar, nicht wahr?
Die Verantwortlichen in den Schweizer Chefetagen dachten, sie seien im Uhren-Geschäft tätig. Ein tragischer Irrtum. Tatsächlich war es ihr Geschäft, Menschen beim Ablesen der Zeit zu helfen. Weil sie das nicht erkannten, haben die Schweizer heutzutage einen Weltmarkt-Anteil von vielleicht noch 20 %.
Als ich neulich einen Artikel mit diesen Fakten gelesen habe, das musste ich unwillkürlich an die Gemeinde Christi denken.
In welchem Geschäft sind wir als Gemeinde tätig?
Sind wir im Kirchen-Geschäft tätig?
Im Geschäft rund um „religiöse Dienstleistungen“?
Ich glaube nicht.
Ist es nicht so, dass unsere grundlegende, unsere wahre Identität die des Menschenfischers ist?
Jesus hat uns die Zielgruppe seines Dienstes genau definiert. Er sagt:
(Markus 2,15; NGÜ)
Da wir Jesu Nachfolger sind, dürfen wir annehmen, dass diese Zielgruppe auch die unsere ist (oder zumindest sein sollte):
Wir sollen uns um die Sünder kümmern.
DAS ist unser Geschäft.
Wenn wir das nicht erkennen, fürchte ich, dann gehen wir als Jesu Gemeinde den Weg der Eisenbahnbarone und der Schweizer Uhrenhersteller: Wir werden immer kleiner und unbedeutender.
Unbedeutender in diesem Sinne meint nicht, dass wir immer weniger „Macht“ oder „Einfluss“ haben, das ist egal. Unbedeutend meint, dass wir unser wahres Geschäftimmer schlechter ausführen können.
Schau dich um. Passiert nicht genau das bei uns in Deutschland?
Es gibt „Wettbewerber“, die sind auch im Menschenfischer-Geschäft. Sie versuchen, all die Suchenden, Unzufriedenen und Haltlosen in unserer Gesellschaft aufzufangen, nicht wenige wollen sie gar einfangen. Wir wissen, dass all ihre „Angebote“ und „Lösungen“ Katzengold sind und am Ende ins Verderben führen.
Das wollen wir den Menschen sagen.
Das ist das Menschenfischer-Geschäft.
Der Jesus-Journalist ✍️