Gestern in der Firma …

Im Fernsehen sehen Prediger toll aus. Und ihren Büchern wirken christliche Autoren überlegt und gereift. Das ist auch gut so. Doch lass uns daran denken, dass wir nur die Schokoladenseite sehen. Und dass jeder Mensch auch Schattenseiten hat. Gott gebraucht sie trotzdem …

Riiiing. Viel zu laut meldet sich mein Telefon.

Ich bin gerade in meine Arbeit vertieft, versunken in einer Excel-Liste. Unwillig greife ich zum Hörer, eine Mitarbeiterin ist dran: „Hallo Jörg, gerade hat ein Kunde angerufen, dass er seine Protokolle immer noch an die falsche E-Mail-Adresse bekommt und er sagt, dass er deswegen gestern schon eine E-Mail geschickt hat.“

Die allermeisten Menschen, die diesen Text jetzt lesen, kennen mich nicht persönlich. Sie kennen mich nur aus diesem Newsletter. Das Bild, das sie von mir haben, beruht allein auf dem, was ich so schreibe.

Und weißt du was?

Dieses Bild ist vermutlich viel zu positiv …

„Ich weiß“, sage ich, „die E-Mail von gestern hab’ ich bearbeitet. Klär das am besten mit Janneke, was der genau will. Was in der E-Mail stand, hab’ ich genauso gemacht.“

Du merkst schon, ich möchte den Anruf loswerden. Und meine Antwort wirkt ein wenig schroff. Tatsächlich muss ich zugeben: Die Antwort IST schroff und das liegt schlicht daran, dass ich in solchen Momenten schroff BIN.

Im Newsletter merkt man das nicht, stimmt’s?

Janneke erzählt mir, dass diese Mitarbeiterin gar nicht mehr bei mir anrufen mag. Ich bin wohl öfter so. Zumindest in solchen Momenten. Und um es kurz zu machen und auf das Wesentliche zu kommen:

Je konzentrierter, angestrengter, fokussierter ich bin, desto mehr kann es passieren, dass jemand „die Ratten" aufscheucht, die in meinem Keller leben. Das Bewusstsein ist auf etwas anderes gerichtet und das alte Ich kommt ungeschminkt zum Vorschein.

Warum erzähle ich das alles?

Weil es auch bei anderen Menschen so ist. Auch bei Predigern, Autoren von Andachten und anderen, die in welcher Form auch immer Gottes Wort verkünden und verbreiten.

Wenn wir jemanden hören oder lesen, dann stehen wir sozusagen in dessen „Wohnzimmer“. Alles ist sauber, aufgeräumt und schick. Wir wollen aber nicht vergessen: Das Wohnzimmer ist nur EIN Teil des Lebenshauses. Meine Eltern hatten noch ein Wohnzimmer, da ging es nur hinein, wenn Besuch da war. Und zu Weihnachten …

Das wirkliche Leben findet in der Küche statt. Und dort ist es auch mal unaufgeräumt und es kann sein, dass was rumliegt. Diese Küche seines Lebens sehen wir nur, wenn wir diesen Menschen persönlich kennen. Ich glaube, anders ist das nicht möglich.

Der Newsletter heute ist wie ein kurzer Blick durchs Fenster in meine Küche. Und sogar die Kellertreppe runter …

„Ok, dann mach’ ich das.“

An ihrer Antwort hab’ ich gleich gemerkt, dass meine Reaktion wieder mal nicht so toll war. „Mist!“, denke ich. Immerhin, ich hab’s gleich gemerkt. Hin zum Herrn, dass er mir verzeihen möge.

„Kein Problem“, sagt der, „ich verzeihe dir.“

„Hah“, denke ich, „wie gut, wenn wir unsere Bibel kennen“.

Doch wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben.
(1. Johannes 1,9; NGÜ)

Aber dabei lässt Gott es nicht bewenden.

„Findest du, dass der Eindruck, den du gerade gemacht hast, deinem Herrn Jesus Ehre macht?“

„Ähhh“, denke ich.

Wobei dies „Denken“ eher ein Fühlen ist. Weißt du, was ich meine? Manchmal spüren wir sehr deutlich, dass der Herr etwas von uns möchte. Nicht nur mit dem Verstand, sondern mit dem ganzen Körper, dem ganzen „Sein“. Es drängt uns förmlich dazu.

„Aber wie?“, frage ich mich, „wie soll ich das jetzt machen? Kannst du nicht die Gelegenheit für eine Entschuldigung schaffen, Herr?“

Schade – diese E-Mail wird viel zu lang, sonst würde ich dir jetzt noch erzählen, was dann passierte.

Jetzt musst du dich bis Montag gedulden :)

✍️Der Jesus-Journalist

Gefällt dir, was du liest?

Trag dich ein, um mehr Lesestoff wie diesen per E-Mail zu erhalten!