Das Gebet, wenn ein Mensch nicht vergeben kann

Das Gebet um Vergebung ist wichtig. Doch was, wenn wir für jemanden beten, der nicht vergeben kann? Und darum leidet? Der Schlüssel ist (wie immer) Jesus.

Heute morgen lese ich die tägliche Andacht von Frank Lauermann und weiß sofort: Über diese Bibelstelle musst du heute auch schreiben.

Ich spüre diesen Impuls wegen eines Menschen, der mir sehr nahesteht. Er ist schon alt, doch es fehlt ihm leider vieles von dem, was alte Menschen „schön“ macht:

  • die auf Lebenserfahrung gegründete Ruhe

  • der durch Altersweisheit gewonnene Frieden und

  • die durch „ich habe das schon tausendmal erlebt“ gewachsene Gelassenheit.

Manchmal bin ich erstaunt, wenn alte Menschen sich über Dinge aufregen, die selbst für mich weiß Gott unfertigen Menschen keine Silbe der Erwähnung mehr wert sind.

Oder wenn Dinge sie beunruhigen, die mich auch beunruhigt haben, BEVOR ich Jesus in mein Leben gelassen habe.

Weißt du, was ich meine?

Es fühlt sich merkwürdig an, wenn man in einem anderen Menschen plötzlich das eigene alte Ich aufblitzen sieht. Wenn man in den Ansichten und dem Verhalten des Anderen sich selbst erkennt, sich selbst wie in einem Spiegel sieht – ein Spiegelbild allerdings aus „uralten“ Zeiten. Aus Zeiten, die lange vor dem eigenen Glaubensprozess und vor der Bekehrung und Hinwendung zu Jesus liegen.

Die Zeit also, als man selbst noch unfrei war.

Doch zunächst: Lass uns den Bibelvers lesen, um den es heute überhaupt geht:

Jesus lädt uns ein: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“
(Matthäus 11,28-30; Schlachter)

Obwohl Jesus diese Worte an seine jüdischen Mitbürger richtet, dürfen wir diese Einladung auch auf uns beziehen.

Der alte Mensch, den ich eingangs erwähnt habe, macht mir große Sorgen.

Ich habe schon mehrmals in verschiedenen Situationen versucht, Jesus ins Gespräch zu bringen. In dem Moment jedoch, wo ich seinen Namen nur erwähne, kann ich spüren, wie sich ein Vorhang senkt, wie dieser Mensch innerlich komplett zumacht.

Das tut mir so leid.

Frank schreibt, dass unsere schwersten Lasten oft die Ungerechtigkeiten sind, die uns angetan wurden. Er meint ganz richtig, dass manche Menschen ein Leben lang daran festhalten, dass sie immer und immer wieder daran denken – an diese gemeine Tat, damals, vor 20 oder 30 oder 50 Jahren! – und sich deshalb wieder und wieder in diesen teuflischen Strudel von Bitterkeit, Rachegedanken und Selbstmitleid einfangen und runterziehen lassen.

Von Gott wegziehen lassen.

Furchtbar. Und mir ging heute morgen auf, dass genau dieses „Symptom“ auch bei meinem Sorgenkind vorhanden ist.

Sehr deutlich sogar.

Es gibt noch andere „Baustellen“, aber diese hat mir der HERR heute gezeigt.

Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann kann ich nur sagen: „Das Symptom ist sehr ausgeprägt. Dieser Mensch trägt ein tonnenschweres Joch mit sich herum, mit diesem einen alten Unrecht, das ihm geschehen ist. Dabei bräuchte er es nur abzulegen, bei Jesus unters Kreuz …“

„Was tun?“, frage ich mich.

„Beten!“, ist die einzig mögliche Antwort.

Ich bete schon lange für diesen Menschen und dass er Jesus in sein Herz lassen möge. Deshalb empfinde ich die Andacht von heute morgen als eine Gebetserhörung:

Es ist, als ob der HERR die Tür ein wenig geöffnet hat.

Es war die ganze Zeit da, doch jetzt kann ich es sehen:

Eine wichtige Ursache, einer der Gründe, warum dieser Mensch sein Herz verschließt, liegt in einer uralten Verletzung. Sie muss ungefähr vierzig Jahre her sein. Und ich weiß, dass die Person, die für die Verletzung verantwortlich ist, noch lebt.

Bitte bete auch du, dass der HERR in dieser Sache weiter wirkt.

Dass er diese alte Verletzung heilt.

Dass er eine Beziehung heilt.

Diese eine Beziehung, die wie eine schlimme Wunde nicht verheilen will und den Schmerz der Verletzung permanent am Leben erhält. Und die schließlich den ganzen Körper beeinflusst und ihn krank und anfällig macht.

Beziehungen sind es, die Gott besonders wichtig sind.

Die will ER erhalten, um jeden Preis.

Als Adam sündigte, da hat er ihn gerufen: „Adam, wo bist du?“ (1. Mose 3,9)

Gott hat immer gerufen. Im alten Testament lesen wir wieder und wieder davon. Gehört haben wir nicht oder es bald wieder vergessen. Da hat ER selbst sich aufgemacht und ist als Jesus Christus Mensch geworden und hat unter uns gelebt.

Er hat SEINEN Ruf ein für alle Mal beantwortet und die Beziehung von uns Menschen zu IHM selbst ein für alle Mal geheilt.

Vergebung ist die Tür zum Anderen.

Die wollen wir öffnen.

Und der Schlüssel dafür ist Jesus.

Der Jesus-Journalist ✍️