Der kleine Junge und die Quadriga
Ein kleiner Junge steht vor dem Brandenburger Tor.
Aufmerksam betrachtet er die Quadriga und kaut dabei auf seiner Unterlippe. Dann fasst er sich ein Herz und geht zu einem Wachmann, der am Fuß dieses eindrucksvollen Bauwerks steht.
„Du, ich möchte die Figur da oben kaufen.“ Ruhig schaut der Kleine dem Wachmann in die Augen.
Dieser beugt sich ein wenig hinunter und fragt: „Wie viel Geld hast du denn?“
Der Junge greift in seine Tasche und holt eine Zwei-Euro-Münze heraus.
„Tut mir leid, Junge, das ist nicht genug.“
„Ach, das habe ich mir schon gedacht“, sagt der Junge, greift abermals in seine Tasche und holt zwei 20-Cent-Münzen heraus. „Deshalb habe ich noch ein wenig mehr mitgebracht.“
Strahlend sieht der Junge den Wachtmann an. Eine Frau mit einem taubenblauen Mantel geht vorbei und sieht den Jungen vorwurfsvoll an.
Der Wachmann geht in die Knie und sagt: „Du musst drei Dinge verstehen:
Zwei Euro und vierzig Cent sind nicht genug, um die Quadriga zu kaufen. Zwei Millionen sind nicht genug und nicht mal vierzig Millionen sind genug.
Die Quadriga steht nicht zum Verkauf.
Wenn du ein deutscher Staatsbürger bist, dann gehört dir die Quadriga ohnehin schon.“
Der kleine Junge nickt bedächtig und geht mit gesenktem Kopf zum anderen Ende des Bogens, wo seine Eltern lächelnd auf ihn warten.
Freundlich nicken sie dem Wachmann zu …